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Patenkind in Afrika besuchen – Anja erzählt von Uganda

Seit dem Januar 2005 ist Ady aus dem Senegal unser Patenkind – wir finden die Korrespondenz mit dem Zwölfjährigen klasse und bekommen hin und wieder gemalte Bilder von ihm zugeschickt. Klasse! Ein wesentlich intensiveres Erlebnis ist der direkte Besuch seines Patenkindes in Afrika.

Heute möchte ich für euch Anja Mahnken interviewen, die gleich fünf Patenkinder hat und sich direkt vor Ort intensiv engagiert.

Elischeba: Liebe Anja, wie heißen deine Patenkinder und wo leben sie?

Anja: Meine Patenkinder heißen Nahwera, Alinaitwe, Kasande, Nyakwera und Rogomayo oder einfacher Emily, Dianah, Bridget, Patience und Roger. Die Kinder haben je zwei Vornamen, einen modernen und einen traditionellen.

Die fünf leben im Dorf Nyamirima in Uganda, in der Nähe des Kibale Forest Nationalparks, wo es viele Schimpansen und einen der schönsten Urwälder der Welt geben soll (mir fehlen da leider die Vergleichsmöglichkeiten 🙂 ).

Die vier Mädchen besuchen die Nyamirima Village Nursery & Primary School, eine kleine private Schule, an der sehr arme Kinder unterrichtet werden. Möglich ist dies nur durch die Unterstützung von Paten aus Deutschland und Österreich.

schüler

Elischeba: Was hat dich zu Patenschaften bewogen?

Anja: Ich wollte immer schon gerne irgendwie helfen. Geld an eine große Hilfsorganisation spenden und nie erfahren, was mit meinem Geld wirklich passiert, konnte ich mir aber nicht vorstellen. An einem langweiligen Tag habe ich viel im Internet gelesen und bin auf einen kleinen Verein gestoßen, der sehr persönliche Patenschaften angeboten hat.

Die Idee, dass von meiner Spende ein bestimmtes Kind die Schule besuchen kann, fand ich ganz toll. Päckchen schicken, Briefe bekommen und die vielen Fotos von Paketübergaben und der Schule im Allgemeinen, sind für mich der ideale Nachweis, dass meine Spende da ankommt, wo sie soll.

Schnell war ich Feuer und Flamme für mein Patenkind und das Land Uganda. Ich habe viel über Uganda gelesen, weil es mich sehr interessiert hat, wie mein Patenkind lebt. Ein besonderer Moment war das Foto, das ich von der ersten Postübergabe erhalten habe. Die strahlenden Augen und wie sie stolz meinen Brief in die Kamera hält, haben mich dann vollkommen überzeugt, sodass aus einer Patenschaft schließlich fünf geworden sind.

Im Februar 2015 bin ich dann nach Uganda gereist, um meine Patenkinder kennenzulernen. Gleich nach der Reise habe ich zusammen mit acht weiteren Patinnen einen eigenen Verein gegründet, da an der Schule dringend weitere Unterstützung notwendig war.

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Elischeba: Welche Vorbereitungen musstest du für den Besuch deiner Patenkinder treffen?

Anja: Ich bin zusammen mit meinem Freund und einer weiteren Patin, die ich aus dem Forum des Vereins kannte, nach Uganda gereist. Es war sehr hilfreich, dass sie schon öfter in Uganda war und mir alle meine Fragen zu den Reisevorbereitungen beantworten konnte.

Für die Reise waren mehrere Impfungen empfohlen (Hepatitis A, Typhus, Tollwut, Meningokokken und Gelbfieber), wofür ich dreimal zur Gelbfieberimpfstelle musste. Da die Kosten für die Impfungen sehr hoch sind und da meine Krankenkasse diese nicht übernommen hätte, hab ich vorher noch schnell die Krankenkasse gewechselt. Ein Rezept für die Malariaprophylaxe haben wir dort ebenfalls erhalten. Während der Reise sollte man jeden Tag eine Tablette nehmen, um sich vor Malaria zu schützen.

Wir haben ein Moskitonetz mitgenommen, was wir dann letztendlich gar nicht gebraucht haben, da in unseren Hotels Moskitonetze vorhanden waren. Zum Schutz vor Insektenstichen haben wir unsere komplette Kleidung mit einem Mückenschutzspray von Nobite eingesprüht. Für die Haut haben wir ausreichend tropisches Mückenspray vom DM Drogeriemarkt eingepackt.

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Da es in einem unserer Hotels keinen Strom gab, mussten wir ausreichend Akkus für unsere Kameras einpacken sowie ein Solarpanel, um unsere Handys laden zu können. In den anderen Hotels gab es Steckdosen, für die ein UK-Reiseadapter notwendig war.

Die Hotels und die Fahrer von einem zum anderen Hotel haben wir alle aus Deutschland per e-Mail gebucht. Begonnen hat unsere Reise mit zwei Übernachtungen in der Hauptstadt Kampala. Dort haben wir Jackson getroffen, einen Freund unserer Mitreisenden Janine, der uns durch die Stadt geführt hat. An der Schule, in der Nähe von Fort Portal, waren wir dann eine ganze Woche. Für diese Zeit hatte uns der Projektleiter Muzungu Ronald einen voll gepackten Ablaufplan erstellt. Jeden Tag holte er uns am Hotel ab und brachte uns abends wieder zurück. Die letzten fünf Tage verbrachten wir in Jinja am Nil, wo Janine zwei weitere Patenkinder hat, die wir dort besuchten.

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Elischeba: Was war vor Ort anders als erwartet?

Anja: Wirklich überaschend war für mich der überaus gute Handyempfang. Selbst an der abgelegensten Ecke hatten wir gutes, mobiles Internet und in jedem kleinen Dorf findet sich ein Laden, in dem man neues Prepaid-Guthaben kaufen kann.

Vom Geruch war ich ebenfalls überrascht. Ich hatte damit gerechnet, dass es zumindest in den Dörfern, wo es keine richtigen sanitären Anlagen gibt, unangenehm riecht. Das war überhaupt nicht der Fall. Es riecht wunderbar nach Afrika – heiße, würzige Luft, aber es stinkt nicht. Das Essen in den Hotels war sehr lecker, einfach, aber gut gewürzt. Außerdem mag ich gerne Bier und so hat es mich gefreut, dass die beiden Biere Nile und Club in Uganda wirklich ausgezeichnet schmecken und wir jeden Abend mit Projektleiter Ronald gemütlich bei einem Bierchen zusammensitzen konnten.

Einen Abend waren wir zum Essen bei einer etwas besser verdienenden Familie eingeladen. Das Essen wurde in einem kleinen Bretterunterstand vor dem Haus (Küche genannt 🙂 ) zubereitet. Es gab Matooke (Kochbananen, schmeckt ähnlich wie Stampfkartoffeln), Kohl, Spaghetti und etwas Fleisch mit Sauce. Gegessen haben wir dann mit der ganzen Familie zusammen in einem kleinen Zimmerchen. Wir haben uns an dem Abend lange unterhalten, hauptsächlich über die Unterschiede zwischen Deutschland und Uganda. Die Familie war sehr an unseren Erzählungen aus Deutschland interessiert.

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Nicht wirklich anders als gedacht, aber trotzdem sehr ungewohnt, war für mich die Fahrweise der Ugander. Jeder fährt wie er will, kreuz und quer durcheinander. Dass das nicht in einem heillosen Durcheinander endet, hat mich jeden Tag aufs Neue erstaunt. Die Ugander nehmen das einfach ganz gelassen.

Bereits in Deutschland hatte ich darüber gelesen, dass man als Weißer in Uganda eine Sensation ist und so war es dann auch. Die Ugander schauen einen ganz neugierig an und rufen dir dann „Hey Mzungu“ („Hallo Weißer“) zu, egal ob wir über den Markt gelaufen sind oder im Auto an den Menschen vorbeifuhren.

Elischeba: Was hat dir besonders gut gefallen?

Anja: Das Highlight unserer Reise war der Besuch der Nyamirima Village School. Zuerst wurden wir durch alle Klassen geführt. Die Kinder standen brav auf und begrüßten uns. Meine Patenkinder musterten mich neugierig und schauten verlegen weg, sobald ich zu ihnen sah. Sie kannten mich von Fotos und ich hatte ihnen in meinen Briefen geschrieben, dass ich sie besuchen würde.

Währenddessen wurden draußen für uns Stühle bereit gestellt. Jede einzelne Klasse trat vor uns, um für uns zu singen und zu tanzen. Als die Kinder „Welcome our visitors – we are happy – happy to receive you“ sangen, musste ich mich stark zusammenreißen, um nicht zu weinen. Es war wundervoll, wie sie so stolz und voller Freude sangen und tanzten und das nur für uns. Wer sind wir schon? Drei beliebige Deutsche! Aber für die Kinder war es eine große Ehre für uns zu singen.

Wir hatten einen ganzen Koffer voller Geschenke von anderen Paten dabei, die wir den Kindern übergaben. Sie bedankten sich höflich, machten einen Knicks und verschwanden schnell um die Ecke. Dort standen sie zusammen mit ihren Freunden lasen Briefe, probierten Kleidung an und zeigten sich gegenseitig ganz aufgeregt, was sie bekommen hatten.

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Ronald hatte unseren Aufenthalt so organisiert, dass wir an allem etwas teilhaben konnten. Wir halfen bei der Ausgabe des Frühstücks und bekamen selbst auch einen Becher Porridge zum Probieren. Wir begleiteten ihn zur Post, wo wir einen riesigen Sack Patenpost abholten, und bei Einkäufen für die Schule (neue Schulrucksäcke, Wassertanks, Bäumchen für den Schulhof).

Wir halfen beim Einpflanzen der gekauften Bäumchen und durften an der Eröffnungsfeier des neuen Boardinghauses teilnehmen, mehr noch wir waren die Ehrengäste, durften mit den Boardingkindern zusammen einen roten Teppich herunterschreiten und das Haus eröffnen.

Ronald zeigte uns sein Haus, jeden Winkel des Schulgeländes vom Schweinestall bis zu den Schlafsälen der Kinder sowie das ganze Dorf Nyamirima. Einen Tag hatte er für Besuche unserer Patenkinder eingeplant. Die kleine Kasande lebt in besonders ärmlichen Verhältnissen. Zu ihrem Haus liefen wir lange durch Bananenplantagen. Am Haus fehlte überall Lehm, es gab keine Tür und kein Bett, sodass die Kinder auf dem Boden schlafen mussten. Kasandes Mutter war so glücklich über unseren Besuch. Sie empfing uns herzlich und bedankte sich viele Male für die Unterstützung ihrer kleinen Tochter. Da sie kein Englisch sprach, übersetze Ronald für uns.

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Wir beschlossen ihm etwas Geld für die Familie dazulassen (70 Euro). Kurz nach unserer Heimkehr erreichten uns Fotos von der strahlenden Kasande auf ihrem neuen Bett und etwas später Fotos vom frisch verputzen Haus und einer neuen Tür. Genauso herzlich wurden wir bei Patience empfangen. Ihre Mutter Theopoista führte uns durch das Haus. Auf einem kleinen Tisch standen ganz ordentlich aufgereiht alle Kuscheltiere, die ich Patience geschickt hatte. Theopista schenkte mir ein Körbchen mit frischen Eiern. Ich war sehr gerührt, weil ich wusste, dass die Familie selbst kaum genug zum Überleben hat.

Elischeba: Wie hast du die Menschen sonst so erlebt?

Anja: Egal, welche Lumpen die Menschen tragen, egal, wie arm sie sind, jeder, den wir getroffen haben, war voller Freude und zufrieden mit dem, was er hat. Für diese Lebensfreude bewundere ich die Ugander sehr. Ebenfalls bewundernswert ist ihre Gelassenheit. Niemand kommt pünktlich. Man nimmt sich die Zeit, die man braucht, um in Ruhe irgendwo anzukommen. Ein Mädchen, mit dem wir uns in Jinja verabredet hatten, kam zwei Stunden zu spät, weil sie noch etwas länger bei ihren Freunden sein wollte.

Einzig und allein unser Projektleiter Ronald scheint in Sachen Pünktlichkeit kein echter Afrikaner zu sein. Bei ihm musste alles nach Plan verlaufen. Erschien ein Kind eine halbe Stunde zu spät am Treffpunkt oder musste er zu lange in einem Laden warten, wurde er ungeduldig. In Sachen Herzlichkeit und Gastfreundschaftlichkeit hat er aber alles von einem Afrikaner. Er hat versucht, uns und den Kindern jeden kleinen Wunsch zu erfüllen, sei es dass er die kleine Nahwera bei einer langen Wanderung Huckepack genommen hat, weil sie müde war oder er für uns an jedem kleinen Shop gehalten hat, damit wir etwas kaufen konnten.

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Elischeba: Du schickst regelmäßig Pakete nach Afrika – was muss man beachten, damit diese auch ankommen?

Anja: Eigentlich gibt es nur eins, was man beachten sollte und zwar keine wertvollen Dinge zu verschicken. Diese verschwinden aus den Paketen oder verursachen hohe Kosten beim Zoll. Ansonsten ist der Paketversand nach Uganda sehr zuverlässig. Es kann zwar sein, dass ein Paket mal mehrere Monate unterwegs ist, das ist aber die Ausnahme. In der Regel kommen die Pakete nach 4 Wochen an. Aus Deutschland ist ein Päckchen nach Uganda auch gar nicht so teuer. Als Brief International kann man ein 500g Päckchen bereits für 3,45 Euro mit der Deutschen Post nach Uganda schicken.

Elischeba: Welche Tipps kannst du Menschen geben, die sich überlegen eine Patenschaft zu übernehmen?

Die wichtigste Entscheidung, meiner Meinung nach, ist die Wahl einer passenden Organisation, denn die Leistungen, die das Patenkind und der Pate bekommen, sind bei jeder Organisation anders. Dabei kann man nicht generell sagen, welche Organisation besser ist, das kommt darauf an, was man von der Patenschaft erwartet. Die großen Organisationen, wie Plan Deutschland, bieten ausschließlich Projektpatenschaften an. Das bedeutet, dass man zwar ein Patenkind hat, ihm auch schreiben kann, aber das gespendete Geld nur dem Projektgebiet und nicht dem Kind selbst zugute kommt.

kasande_und_nahwera

Dafür werden die großen, bekannten Organisationen stärker kontrolliert und man kann ziemlich sicher sein, dass das Geld nicht veruntreut wird. Kleine Organisationen bieten eine persönlichere Patenschaft. Meist wird ein Kind direkt unterstützt, indem ihm der Schulbesuch gezahlt wird (oft zusätzlich auch noch Schulessen und Kleidung). Es gibt viele Fotos und bei einigen Organisationen können sich die Paten in einem Forum austauschen.

Wer also gerne mehr Zeit in die Patenschaft investieren möchte und sein Patenkind und die Kultur des Landes besser kennenlernen möchte, ist bei den kleinen Vereinen genau richtig. Leider gibt es aber auch einige schwarze Schafe. Hilfreich ist es, sich den Webauftritt des Vereins genau anzusehen, zum Beispiel bei Facebook, ob es aktuelle Posts gibt. Ich habe selbst schon schlechte Erfahrungen gemacht, was auch ein Grund war, warum wir letztendlich den eigenen Verein gegründet haben.

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Elischeba: Was wird in Uganda momentan besonders gebraucht?

Anja: Das ist eine schwierige Frage. Den Familien im Dorf Nyamirima mangelt es eigentlich an allem. Trinkwasser, Kleidung, Lebensmittel, Hygieneartikel, Bettzeug und auch Betten werden dringend benötigt.

Elischeba: Dein Wunsch für die Zukunft?

Anja: Ich wünsche mir, dass ich nächstes Jahr wieder nach Uganda reisen kann. 🙂

Hier könnt ihr mehr von Anja und ihren Patenkindern erfahren

Photo Credits: Die Bildrechte liegen bei Anja Mahnken (Vorstand des Vereins Abaana Afrika e. V.)
 
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1 Kommentar zu Patenkind in Afrika besuchen – Anja erzählt von Uganda

  1. ganz großes Kompliment an Anja – habe das Interview gerade einer Kollegin gezeigt – solche Menschen wie sie sollte es einfach mehr geben

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