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Als Frau alleine reisen – Bärbel Bimschas berichtet von ihren Erfahrungen

Wie ist das eigentlich, als Frau alleine durch die Welt zu reisen? Gibt es Einsamkeit? Gefahren? Worauf sollte geachtet werden? Bärbel Bimschas hat eine Menge Erfahrungen mit Single Touren und berichtet euch heute von ihren vielseitigen Erlebnissen.

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Elischeba: Liebe Bärbel, Du kommst gerade aus Marokko zurück – kein typisches Land, in das man als Frau allein reist. Wie ist es dazu gekommen?

Bärbel: Marokko steht schon ganz lange auf meiner Wunschliste. Als eine Freundin von mir, die Reiseveranstalterin Michaela Schiffer von vivamundo-Reisen, eine Frauenreise nach Marrakesch anbot, habe ich spontan die Gelegenheit ergriffen, mitzufliegen.

Im Anschluss war ich noch alleine unterwegs. Die Zeit in der Kleingruppe war eine perfekte Einführung in das Land, ich schätzte es aber auch sehr, dann wieder ganz frei meine eigenen Wege zu finden.

Elischeba: Welche Erfahrungen hast du vor Ort gemacht?

Bärbel: Marokko ist ein intensives, farbenprächtiges, vielfältiges Land. Vielfältig und manchmal scheinbar widersprüchlich sind auch die gesellschaftlichen Gruppen.

Von traditionellen Berberfamilien bis zu modernen Paaren in den Neustädten der Metropolen, von vollständig verhüllten Frauen in der Medina von Marrakesch bis zu selbstbewussten Geschäftsfrauen, die ihren Weg gehen…

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Marrakesch – Medina

Und weil die Frage oft gestellt wird: Marokko ist ein sehr sicheres Reiseland.

Die Marokkaner(innen) verabscheuen jede Form des Extremismus und sind sicherheitsbedürftig. In der Regel begegneten sie mir sehr freundlich, nie bedrohlich.

Man kann sich in Marokko wunderbar durchfragen und wird auf seinem Weg gerne unterstützt.

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Sidi Kaouki (Marokko)

Elischeba: Wie haben sich die einheimischen Männer dir gegenüber verhalten?

Bärbel: Vor allem die Männer, die vor ihren Geschäften in der Medina sitzen, haben mich häufig angesprochen.

Gerade als ich in Essaouira war, das recht klein und übersichtlich ist, wurde ich auch schnell wieder erkannt: Als Frau, die ganz offensichtlich alleine unterwegs ist.

Bisweilen wurde mir die hartnäckige Ansprache etwas lästig, aber sie blieb stets respektvoll und wurde nie aggressiv.

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Essaouira bei Nacht (Marokko)

Elischeba: Du bist allgemein viel allein auf Reisen – fühlst du dich nicht manchmal auch einsam?

Bärbel: Ich fühle mich ganz selten in negativer Weise einsam. Und die Begegnungen mit mir selbst in Einsamkeit genieße ich auch eher, als eine spezielle Form des Abenteuers.

Im Grunde ist man auf Reisen ja auch viel unter Menschen, schafft sich seine Stützpunkte in Hotels, tauscht Erfahrungen aus, macht Ausflüge mit anderen.

Ein einziges Mal habe ich mich auf einer Reise eher unangenehm einsam gefühlt, weil ich in der Zeit zuvor Zuhause auch schon recht niedergeschlagen und alleine war. Da hätte ich tatsächlich gerade etwas anderes gebraucht. Diese Erfahrung blieb aber eine Ausnahme.

Famara Strand auf Lanzarote

Famara Strand auf Lanzarote

Elischeba: Gab es denn schon mal Situationen in denen du Angst hattest?

Bärbel: Zumindest keine große Angst, zum Glück! Und wenn, dann aus banalen Gründen, weil ich plötzlich mein Portemonnaie mit allen Papieren nicht mehr fand (es tauchte wieder auf).

In der Regel erlebe ich mich auf Reisen, auch gerade alleine, viel angstfreier als Zuhause. Der Alltag produziert viele Sorgen, die in der Fremde plötzlich keine Bedeutung mehr haben.

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Haapsalu (Estland)

Elischeba: Wie reagieren Freunde und Verwandte darauf, dass du so viel alleine reist?

Bärbel: Sie haben sich daran gewöhnt, nehme ich an. Ich bin Großstädterin und lebe in einem liberalen Umfeld, da hält sich das Erstaunen in Grenzen.

Bisweilen spüre ich eine gewisse Bewunderung, das ist natürlich angenehm. Auch mein sehr toleranter Lebensgefährte akzeptiert meine Reiselust, die er nicht in gleicher Art und gleichem Umfang teilt.

Es ist toll nach einem Streifzug wieder nach Hause in einen warmherzigen Hafen zu kommen – aber ich reise auch gerne zwischendurch mit ihm zusammen!

Mein Vater ist bisweilen besorgt, wenn ich mich auf die Reise mache, bei Marokko war er es. Aber er selbst reist über 80jährig auch noch, mittlerweile in Gruppen, vor einigen Jahren noch alleine!

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Gespensterwald (Ostseebad Nienhagen)

Elischeba: Welche Vorteile hat es denn, wenn man allein unterwegs ist?

Bärbel: Freiheit ist ein wesentlicher Aspekt. Wer sich nicht an anderen orientieren muss, erlebt konfliktfreie und selbstbestimmte Tage, an denen er oder sie sich ganz den eigenen Bedürfnissen widmen kann.

Alleine kann man sich sehr offen auf neue Erlebnisse und Menschen einlassen, oder auch, wenn man gerade will, sich ihnen verschließen.

Außerdem stärkt es sicherlich auch das Selbstvertrauen, sich alleine in der Welt zu Recht zu finden. Sich als angstfreie Entdeckerin zu fühlen, die sich auf eigenen Füßen durch die Welt traut, ist nicht das Schlechteste. Und wie gesagt: Ein wenig in der Bewunderung anderer Frauen kann man sich hin und wieder auch suhlen 🙂

Elischeba: Welche Tipps kannst du Frauen geben, die überlegen ob sie auch mal alleine reisen?

Bärbel: Das Wichtigste ist sicherlich, sich Reiseziel und -form so auszusuchen, dass man es sich gut zutraut. Lieber „klein“ anfangen und mehr und mehr das Zutrauen und die Reiselust nähren.

Es ist sehr hilfreich Zuhause schon Informationen einzuholen, von Menschen, die dort waren, wo man hin will – oder Kontakt mit Angeboten am Reiseziel aufzunehmen. Ich habe zudem sehr gute Erfahrungen gemacht mit Unterkünften, die von Frauen geleitet werden, insbesondere wenn ich mich mit diesen sprachlich verständigen kann. So war es auch in Marokko.

Überall auf der Welt findet man Frauen aus Deutschland oder europäischen Nachbarländern, die ausgewandert sind. Sie sind eine ganze wertvolle „Übersetzungshilfe“ zum Verständnis anderer Kulturen und geben wertvolle Tipps where to go (and where not).

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Lanzarote

Elischeba: Welche Reisen stehen für die Zukunft auf deiner Wunschliste?

Bärbel: Ich habe Einladungen von Frauen nach Kalabrien und in die türkische Ägäis, auf beide Ziele freue ich mich sehr. Schon lange steht Mexiko auf meiner Wunschliste, bisher fehlte immer Zeit und Geld.

Unbedingt will ich auch einmal ans Tote Meer und mich dort geborgen-schwerelos treiben lassen. Der Sternenhimmel in Marokkos Wüste, wo ich dieses Mal nicht war, lockt mich. Und die malerischen Klippen von Cornwall.

Als Wiederholungstäterin möchte ich unbedingt irgendwann wieder nach Estland und immer wieder gerne ins Inselinnere von Lanzarote, da, wo meine Alleinereiserei begann. Ja, und Asien ist mir noch ganz unbekannt. Es gibt viel zu tun 🙂

Elischeba: Danke für das spannende Interview – wir wünschen dir noch viele tolle Erlebnisse auf deinen Reisen!

HIER könnt ihr mehr über Bärbel und ihre Touren erfahren

Photo Credits: Die Bildrechte liegen bei Bärbel Bimschas und wurden mir lediglich für dieses Interview von ihr zur Verfügung gestellt
 
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3 Kommentare zu Als Frau alleine reisen – Bärbel Bimschas berichtet von ihren Erfahrungen

  1. muuutig … marokko alleine hätte ich mich nicht getraut 🙂 habe mal erfahren, dass da blonde Frauen geklaut werden können und ich bin blond 😉

  2. AvatarBärbel Frau auf Reisen // 9. Dezember 2014 um 20:29 // Antworten

    Liebe Bitja, hast Du das wirklich „erfahren“? Das kann nicht aus wirklich gut unterrichteten Kreisen kommen… Natürlich wirst Du in Nordafrika, wenn Du knapp bekleidet bist, wahrscheinlich Stress bekommen, ganz gleich mit welcher Haarfarbe. Strandkleidung ist nur etwas für die Touristenclubs wie beispielsweise in Agadir. Shorts und Spaghetti-Träger in der Medina sind für die meisten marokkanischen Menschen ein Affront. Und für einige Männer ein „eindeutiges“ Signal. Aber geklaut werden? Das ist nicht dein Ernst.
    Das Riad Baladin, in dem ich in Essaouira wohnte, wird von einer sehr blonden, wunderschönen Managerin aus der Schweiz geleitet, die sich völlig frei in ganz Marokko bewegt.
    Es ist natürlich alles eine Frage der Reiseplanung, wo man sich sichere und kundige Stützpunkte sucht. Aber sei bitte nicht enttäuscht, wenn Du nach Wochen, immer noch nicht geklaut wurdest 🙂

    http://www.frau-auf-reisen.de

  3. Ich reise auch immer allein. In Ländern wie Deutschland ist das kein Problem. Das letzte mal bin ich durch Österreich und Italien gereist, alles ganz entspannt. Da hab ich mir dann auch vitalpina hotels gegönnt 😀 . in einem Land wie Marokko wär ich vorsichtig. Man muss sich vorher gut erkundigen.

    „dosses.it“

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