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Per Kreuzfahrt um die Welt – Reisende im Interview

Kreuzfahrtschiffe sind ihr zweites Zuhause. Carmen Winkler – im Hauptberuf übrigens Richterin – und Franz Neumeier führen ein regelrechtes Traumleben.

Toll, dass ihr voller Terminkalender Platz für ein Interview lässt:

Elischeba: Wie viele Kreuzfahrten habt ihr zwei in eurem Leben schon mitgemacht?

Franz: Das kommt darauf an, was Du mitzählen willst, denn seit einigen Jahren bin ich sehr viel beruflich auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs, aber gelegentlich ist auch Carmen und auch unsere 14jährige Tochter mit dabei.

Wenn ich beruflich unterwegs bin, sind das oft keine kompletten Reisen, sondern nur mal so zwei oder drei Nächte an Bord. Komplette Kreuzfahrten habe ich – teils mit Carmen und unserer Tochter, teils ohne – schon über 50 gemacht, davon ungefähr 35 auf Hochseeschiffen, den Rest auf Flusskreuzfahrtschiffen.

Zusammen mit den Teilstrecken und speziellen Kurzreisen zum Beispiel zur Einführung neuer Schiffe sind es noch viel mehr. Das Zählen habe ich irgendwann einmal aufgehört …

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Franz und Carmen am Kap Hoorn

Elischeba: Wow. Wo seid ihr denn überall per Schiff gewesen?

Carmen und Franz: Sehr viel im Mittelmeer und in der Karibik, aber zum Beispiel auch durch den Panama-Kanal, an der Ostküste der USA und Kanadas, in Westeuropa, in der Nordsee, der Ostsee, in Norwegen, Großbritannien, Südamerika und in der Antarktis. Und auf Flüssen sehr viel am Mississippi und Ohio River, aber auch naheliegendes wie Elbe, Donau, Rhein und in Frankreich auf der Rhone und Saône.

Elischeba: Was reizt euch an diesen schwimmenden Hotels?

Carmen und Franz: Kreuzfahrten haben generell den Reiz, dass man sich sehr weit vom stressigen Berufsalltag entfernen kann, sich um absolut nichts kümmern müssen, die Zeit einfach laufen lassen kann, keine Planung für den nächsten Tag braucht, keine Eintrittskarten für Abendunterhaltung besorgen muss, keine Tischreservierung in Restaurants, einfach alles mal komplett schleifen lassen kann.

Aber eine Kreuzfahrt ist auch perfekt als Familien-Urlaub. Das ist für uns der wichtigste Aspekt, abgesehen natürlich vom beruflichen Interesse an den Schiffen und Destinationen. Man muss sich nicht entscheiden zwischen Strandurlaub für die Kinder und Kultur für die Eltern, es geht bequem beides auf einer Reise parallel.

Dazu kommt, dass man mit dem Schiff Rundreisen auf die angenehmste Art überhaupt machen kann: Von einer faszinierenden Stadt oder Insel zur nächsten reisen, ohne zwischendrin den Koffer ein- und auspacken zu müssen und ohne stundenlange, anstrengende Busfahrten dazwischen.

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Die „MS Europa“ vor Nizza

Elischeba: Klingt ziemlich verlockend. Welche Kreuzfahrtschiffe waren bis jetzt eure Favoriten und wieso?

Franz: Eine sehr schwierige Frage, denn fast jedes Schiff hat seinen eigenen Reiz, seine eigenen Vorzüge. Was uns aber sehr beeindruckt hat ist beispielsweise die Oasis of the Seas, die trotz ihrer Größe – oder vielleicht gerade deshalb – sehr viel Platz für Individualität lässt, eine unglaubliche Vielfalt an Unterhaltung und Restaurants bietet. Für Kinder ist sie ohnehin ein Traum – so wie dann auch die Schiffe von Disney Cruise Lines, von denen natürlich jedes Kind absolut zu Recht träumt.

Aber mir gefallen auch ganz kleine Schiffe sehr gut, etwa das Segelschiff Star Flyer oder die beiden Yachten von Seadream, jeweils mit nur 100 bis 150 Passagieren. Da ist der Service sehr individuell, die Passagiere bilden fast so etwas wie eine kleine Familie auf Zeit, man fährt vor allem kleine, besondere Häfen an, wo die großen Schiffe nicht hinkommen und das Essen an Bord ist natürlich sensationell gut.

Und dazwischen gibt’s noch eine Menge andere Schiffe aller Größen, die wirklich schön sind. Die Veendam von Holland America Line gefällt mir sehr gut, die Europa 2 von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten ist einfach nur fantastisch. Ich könnte immer weiter schwärmen, da würde mir noch einige Schiffe einfallen.

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Die „Mein Schiff 3“ in der STX Werft in Turku (Finnland)

Elischeba: Man sagt, dass die Getränke auf den Schiffen so teuer sind – ist das tatsächlich so und gibt es Tricks zum Geld sparen?

Carmen und Franz: Das ist immer eine Frage der Perspektive. Wenn ich die Preise mit Literflaschen im Discounter an Land vergleiche, dann ist’s teuer. Sieht man ein Kreuzfahrtschiff als gehobenes Hotel, dann sind die Preise meist ganz normal. Einziger Unterschied: Wenn es einem zu teuer erscheint, kann man am Schiff natürlich nicht wie an Land einfach die Kneipe wechseln.

Wer da sparen will, kann sich beispielsweise Wasserflaschen vom Landausflug mitbringen – Alkohol darf dagegen nicht mit an Bord gebracht werden. Wer viel trinkt, für den lohnen sich auch die angebotenen Getränkepakete zu Pauschalpreisen. Oder man bucht bei einer Reederei, bei der einige oder alle Getränke schon im Reisepreis inbegriffen sind.

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Die „Carnival Dream“ und die „Oasis of the Seas“ in Nassau (Bahamas)

Elischeba: Danke für die praktischen Tipps. Welche sonstigen Nebenkosten kommen in der Regel auf Urlauber zu und kann man diese geschickt reduzieren?

Carmen und Franz: Ich glaube, das ist der falsche Ansatz. Ich bin doch im Urlaub, da will ich nicht ständig mit spitzem Bleistift rechnen, wo und wie ich hier einen Euro, dort 50 Cent sparen kann. Das vermiest einem die ganze Erholung. Ich denke, man sollte sich ein Schiff aussuchen, das zum eigenen Budget passt, vielleicht ein Getränkepaket dazu buchen oder ein Schiff mit All-inklusive-Konzept wählen, je nach persönlichem Geschmack und das Ganze dann einfach unbeschwert genießen.

Aber natürlich kann man schon einiges sparen, wenn man beispielsweise Landausflüge – dort wo es geht und sinnvoll ist – vorher selbst organisiert, statt die oft etwas teuren Ausflüge der Reederei an Bord bucht. Das Mobiltelefon sollte man an Bord einfach mal abschalten – das ist einerseits sehr erholsam, andererseits sind die Telefongebühren an Bord horrend, weil die Verbindungen über Satellit hergestellt werden.

Der beste Spar-Tipp ist: Sich vorher über alles informieren, was einem wichtig ist, dann ist man vor unliebsamen Überraschungen gefeit.

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Das Segel-Kreuzfahrtschiff „Star Flyer“

Elischeba: Franz, als Journalist berichtest du auch live von Bord. Wie klappt das denn in der Praxis, so mitten auf dem Ozean?

Franz: Auf allen Kreuzfahrtschiffen gibt es Internet, mehr braucht’s dazu nicht. Selbst in der Antarktis bekommt man eine Verbindung, wenn nicht gerade ein Eisberg im Weg ist, der die Funkverbindung zum Kommunikationssatelliten unterbricht.

Allerdings kann die Verbindung manchmal recht langsam sein, so wie früher an Land in den guten alten Zeiten von ISDN und Modem. Und billig ist der Zugang an Bord ebenfalls nicht – das kostet bis zu 65 Cent pro Minute. Da muss man also viel offline schreiben und vorbereiten und die bezahlte Online-Zeit möglichst effektiv nutzen.

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Familenausflug: Mit dem Kajak von der „Columbus 2“ über den Geiranger Fjord

Elischeba: Wie können Verliebte originell auf einem Kreuzfahrtschiff heiraten?

Franz: Mit guter und langfristiger Planung ist das machbar, allerdings nur auf Schiffen unter der Flagge der Bermudas, Maltas und bei Royal Caribbean mit Bahamas-Flagge.

Nur dort darf der Kapitän in internationalen Gewässern rechtsgültige Ehen schließen, die entsprechende Vorbereitung mit dem nötigen Papierkram zu Hause vorausgesetzt. Und man muss sich sehr frühzeitig bei der Reederei nach einem passenden Termin erkundigen, denn die sind rar und meist viele Monate im Voraus ausreserviert.

Ansonsten gibt’s die Möglichkeit, während der Kreuzfahrt zum Beispiel auf einer romantischen Insel in der Karibik an Land zu heiraten – ebenfalls mit entsprechender Vorbereitung, bei der man sinnvollerweise die nicht ganz billige Unterstützung der Reederei in Anspruch nimmt. Oder man lässt sich von der Reederei an Bord eine schöne Feier und Zeremonie organisieren und holt die formelle Eheschließung zu Hause im Standesamt nach.

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Mit der „Disney Dream“ nach Castaway Cay (Gorda Cay) – Privatinsel in den Bahamas

Elischeba: Kreuzfahrten sind klasse. Kehrseite: Der CO2-Ausstoß auf den Weltmeeren und Umweltbelastungen in den Häfen – welche Technologien sollen Abhilfe schaffen?

Franz: In Sachen Umweltschutz tun die Reedereien seit einigen Jahren sehr viel, vor allem auch gezwungen durch immer strengere Vorschriften und steigende Treibstoffpreise, sodass sich Sprit sparen auch finanziell lohnt. Neue Schiffe werden jetzt fast durchgängig mit Schwefeldioxid-Filtern ausgestattet, teils auch mit Stickoxid- oder Rußfiltern und auch ältere Schiffe werden teilweise nachgerüstet. Da ist schon viel geschehen, aber es ist zweifellos noch viel mehr drin, wenn die technische Entwicklung rasch weiter vorangetrieben wird, wie das jetzt endlich geschieht.

Andererseits sind die Horrorzahlen, die von Umweltverbänden immer wieder genannt werden, doch etwas irreführend – vor allem, wenn der Schadstoff-Ausstoß mit dem von PKWs an Land verglichen wird. Ein Kreuzfahrtschiff ist einfach viel mehr als nur ein Verkehrsmittel von A nach B.

Ein Großteil der verbrauchten Energie geht in den Hotelbetrieb des Schiffs. Ein fairer Vergleich wäre deshalb eher der mit einem kompletten Urlaub an Land, also die Reisestrecke mit dem PKW plus Ferienressort einschließlich Schadstoff-Ausstoß der Kraftwerke vor Ort, die den Strom für dieses Ressort liefern und die Müll- und Abwasser-Situation vor Ort. Dann hätte man vergleichbare Werte. Meines Wissens gibt es eine solche Studie bislang aber leider nicht, denn ich bin mir sicher, dass moderne Kreuzfahrtschiffe sich dann nicht zu verstecken bräuchten.

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Raddampfer-Flusskreuzfahrt am Mississippi – „Mississippi Queen“ & „Delta Queen“

CO2 ist nochmal ein anderes Thema: So lange Erdöl-Produkte Grundlage für Schiffstreibstoffe sind, lässt sich der CO2-Ausstoß pro verbrannter Treibstoffeinheit nicht nennenswert reduzieren.

CO2 kann man nur sparen, indem man weniger Treibstoff verbraucht, beispielsweise durch langsameres Fahren, kürzere Fahrtrouten sowie effizienteres Schiffsdesign, was die Reedereien bei Neubauten auch sehr konsequent nutzen.

Eine Umstellung der Schiffsantriebe auf LNG, also Flüssiggas mit deutlich geringerem CO2-Ausstoß, wird die Zukunft sein. Bis das technisch und vor allem in Hinblick auf die Sicherheitsvorschriften umsetzbar ist, werden allerdings noch einige Jahre vergehen.

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Franz mit Pinguin auf Paulet Island (Antarktis)

Elischeba: Wo geht es als nächstes hin und was ist dort geplant?

Carmen und Franz: Unsere nächste Reise ist auf der Costa neoRiviera im Mittelmeer. Wir fahren von Savona aus nach Toulon, Barcelona, Porto Empedocle auf Sizilien, Valletta, Salerno und Livorno.

Die neoRiviera ist eines von jetzt zwei kleineren Schiffen von Costa mit einem neuen, „Slow Cruising“ genannten Konzept, wo es darum geht, auch mal kleinere Häfen anzulaufen, sich dort mehr Zeit zu nehmen, auch öfter mal über Nacht in einem Hafen zu bleiben, gutes Essen in Ruhe zu genießen, weniger Animation, weniger Trubel als vielleicht sonst auf den großen Kreuzfahrtschiffen. Das wollen wir ausprobieren und sehen, wie Costa diese im Trend liegende Slow-Tour-Idee umsetzt. Ich bin sehr gespannt …

Elischeba: Dann wünsche ich euch eine tolle Reise und danke euch für das tolle Interview.

HIER GELANGT IHR ZUR WEBSEITE VON FRANZ NEUMEIER

Disclaimer: die Fotos wurden mir für dieses interview von Carmen und Franz zur Verfügung gestellt und dürfen nicht ohne deren Genehmigung veröffentlicht werden
 
VG Wort Zähler

4 Kommentare zu Per Kreuzfahrt um die Welt – Reisende im Interview

  1. stark – was habe ich bloß in meinem leben falsch gemacht 🙂 ?

  2. brauchen die zwei noch einen privaten kofferträger (in) ? 🙂

  3. @Michael, Sabine: Es ist schon ein Beruf, der sehr viel Spaß macht, keine Frage. Aber unterschätzt den Anteil an echter, harter Arbeit daran nicht. Jede Stunde im Sonnenuntergang an der Reling stehen, mindestens vier oder fünf Stunden Arbeit im Büro und an Wochenenden arbeite ich meist durch …
    Ich führe Interviews, trage Fakten zusammen, suche Themen-Ideen. Ich bereite Reisen im Detail vor, um in der meist kurzen Zeit am Schiff möglichst effizient arbeiten zu können. Ich bearbeite Bilder und bereite sie für die Veröffentlichung auf, baue Panorama-Fotos zusammen, schneide Videos, plane Podcast-Aufzeichnungen und natürlich ist auch das Schreiben der Texte und der vielen News sehr viel Aufwand, der nicht viel mit Kreuzfahrt-Romantik zu tun hat.
    Ich warte die Ausrüstung, mache jede Menge Büroarbeit von Steuererklärungen und Rechnung schreiben über die Akquise neuer Aufträge bei Zeitungen und Zeitschriften bis hin zur Verwaltung der Werbung auf der Website. Ich programmiere neue Funktionen für die Website oder aktualisiere veraltete Funktionen und Designs. Und so weiter und so weiter.
    Also, ich will nicht jammern, überhaupt nicht. Für mich ist es definitiv ein Traumjob. Aber es steckt viel mehr dahinter als durch die Welt zu reisen und schöne Zeiten zu genießen 😉

  4. Beneidenswert… zwar habe ich auch bereits einige Monate als DJ an Bord der AIDAvita gearbeitet und war auch so auf diversen anderen Schiffen unterwegs, aber im Kreuzfahrtschiff um die Welt, das wäre schon noch ein großer Traum…

    http://fernwehblog.net

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